Drei Fragen an Leni Plöchl

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Dieses Thema ist mir wichtig, weil es viele moralische, emotionale und gesellschaftliche Fragen aufwirft. In meiner Vergangenheit habe ich immer wieder Projekte in Pflegeheimen realisiert und viel Zeit in diesen Einrichtungen verbracht. Dabei habe ich erlebt, wie komplex das Leben in Pflegeeinrichtungen sein kann, mit all den Geschichten, Schicksalen und Herausforderungen, die Bewohner*innen, Angehörige und Pflegende gleichermaßen betreffen. Ich empfinde großen Respekt für ältere Menschen und bin überzeugt, dass das Alter auch positive Seiten haben könnte, doch oft steht dieser Gedanke im Widerspruch zur Realität, in der viele Menschen ihre Pflegebedürftigkeit als eine Form des Ausgeliefertseins erleben. Ein Pflegeheim ist ein Ort, der Sicherheit geben kann und auch Unsichtbarkeit mit sich bringt. Das sind Themen, die mich tief berühren.

Du arbeitest mit Interviewmaterial in der Produktion. Welche Menschen werden in Deiner Produktion eine Stimme bekommen? Und wie bist Du mit ihnen ins Gespräch gekommen?

In meiner Produktion kommen sowohl die zu Pflegenden als auch die Pflegenden zu Wort. Auf Seiten der Bewohner*innen allerdings nur diejenigen, die noch über ihre Erfahrungen sprechen können. Die Interviews habe ich in verschiedenen Altersheimen in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien geführt, in den Zimmern der Bewohner*innen geführt. Einige fühlten sich geehrt, dass ihre Geschichten festgehalten werden, andere wollten lieber nicht gefilmt werden. Nach meiner Erfahrung ist es sehr leicht in Pflegeheimen Menschen zu finden, die gerne erzählen, die sich auf ein Gespräch freuen. Meine Auswahl ist ein kleiner Ausschnitt der Themen, die die Bewohner*innen beschäftigen. Ich habe versucht, den Menschen Raum zu lassen, das zu erzählen, worüber sie sprechen wollten. Die Gespräche waren oft sehr offen und berührend. Mir ist aber auch bewusst, dass mein Material nicht die „Realität“ abbildet, da oft gerade diejenigen, die am meisten auf Pflege angewiesen sind, nicht mehr oder sehr eingeschränkt, für sich selbst sprechen können. Ich versuche sichtbar zu machen: Wer spricht für sie? Wer kann ihre Perspektive einbringen?

Hattest Du von Anfang an schon eine Idee der künstlerischen Umsetzung für dieses Thema? Oder wie ist diese entstanden?

Die Idee Puppen zu verwenden war mir von Anfang an klar. Ein Schlüsselmoment war der Besuch einer Pflegeschule in Wien, wo ich Pflegepuppen entdeckte, die in der Ausbildung verwendet werden. Diese Puppe wurde schließlich zu einem zentralen Element meiner Inszenierung, weil sie nicht nur die Pflegehandlung verkörpert, sondern auch die Verbindung zwischen den Pflegenden und den Gepflegten sichtbar macht

Die Fragen stellte Esther Holland-Merten.