Drei Fragen an Roland Rauschmeier

About us

„Rocky“ ist mehr als nur ein Boxfilm; er ist eine universelle Erzählung vom Kampf des Einzelnen gegen die eigene Begrenzung, von Niederlagen und der Hoffnung auf einen Moment der Würde. Die Schlussszene, in der Rocky „Adrian!“ ruft, symbolisiert für mich den menschlichen Drang, trotz aller Ausweglosigkeit einen letzten, rohen Ausdruck der Liebe und der Zugehörigkeit zu finden. Für die Performance wählte ich diesen Moment, weil er die Essenz des menschlichen Überlebensgeists in all seiner Verletzlichkeit einfängt – genau das, was ich mit meiner Arbeit sichtbar machen will. Es ist die Verbindung von pathetischem Scheitern und ungebrochenem Willen, die mir künstlerisch eine Grundlage bietet, das Publikum emotional und körperlich herauszufordern. Ich hoffe, sie bringen Stehvermögen mit.

Wie kamst du auf die Idee, Motive dieses Films mit Herbert Achternbusch zu verknüpfen?

Die Verbindung zwischen Rocky und Herbert Achternbusch mag zunächst ungewöhnlich wirken, aber beide Künstler – Stallone und Achternbusch – beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit Außenseitertum und existenziellen Kämpfen. Achternbuschs Rebellion gegen jede Form von Konformität und sein oft melancholisches, aber trotziges Motto „Du hast keine Chance, also nutze sie“ spiegeln die Essenz von Rockys Unbeirrbarkeit wider. Beide Persönlichkeiten sind eine Hommage an die Vergeblichkeit, die in meinem Werk eine zentrale Rolle spielt. Ich wollte diese Kontraste und Parallelen miteinander verweben, um die Vergeblichkeit und die Schönheit des Widerstands in einem künstlerischen Licht zu zeigen. Wenn man sich anschaut, was in der Welt passiert – die einen werfen sich Bomben an den Kopf, die anderen sind zu bescheuert, um überhaupt richtig zu wählen –, da bleibt einem als Künstlerin nichts anderes übrig, als mit den eigenen Mitteln dagegenzuhalten.

Was darf sich das Publikum an den drei Abenden erwarten?

Das Publikum darf sich auf eine künstlerische Collage freuen, die Elemente von Chaos, Ritual und Humor verbindet: eine Mischung aus Performance-Kunst, installativen Bildern und einem sportlich-zirkushaften Setting. Es gibt Momente, in denen weder die Performer noch das Publikum wissen, wie es weitergeht, und andere, in denen die Atmosphäre plötzlich in stiller Intimität einfriert. Aber wir schaffen das.

Was mir dabei wichtig ist: Diese Arbeit ist eine Ensembleleistung. Meine Arbeitsweise kann herausfordernd sein und verlangt viel Eigenverantwortung der Beteiligten – besonders in der knappen Zeit, die wir oft haben. Nicola Schössler ist eine kritische und vielschichtige Schauspielerin, die sich mit großem Einsatz einbringt. Sie verleiht ihrer Rolle eine Tiefe, die weit über Klischees hinausgeht. Maximilian Brauer besitzt eine eingebaute Poesiepumpe, die nur so vor poetischen und grotesken Eingebungen sprudelt. Seine Kreativität treibt unsere Szenen immer wieder voran, und manchmal frage ich mich wirklich, wo er die gekauft hat. Mara Niang, unser „Doktor Art im Dienst“, widmet sich kaputten Kunstwerken und bringt sie wieder in Bewegung – was unsere Performance manchmal dringend braucht.

Claus Philipp, unser dramaturgischer Berater, ist unentbehrlich, wenn es darum geht, unsere vielen Ideen zu bündeln und ihnen eine klare Struktur zu geben. Franziska Fröhlich unterstützt uns mit ihrem Masken- und Make-up-Können und sorgt dafür, dass unsere Verwandlungen überhaupt funktionieren. Tom Inge, ein ausgezeichneter Musiker und Komponist, erschafft Klangwelten, die unserem Spiel Tiefe und Atmosphäre verleihen. Last but not least setzt Andreas Lendais alles ins rechte Licht – eine Aufgabe, bei der ich oft im künstlerischen Dunkeln tappen würde. Ohne dieses Team wäre diese Performance schlicht nicht möglich. Sie halten auf allen Ebenen künstlerisch dagegen, und dafür bin ich ihnen dankbar.

Die Fragen stellte Hannah Egenolf.