Drei Fragen an Barbara Gassner

"TESTAMENT. Oder: Was bleibt?" ist der dritte Teil einer Trilogie. Wie waren die beiden anderen Teile aufgebaut und wie hat sich der Arbeitsprozess im Laufe der Produktionen vielleicht auch verändert?

Der Auslöser dieser Arbeiten war das Auffinden des Tagebuchs meines Großvaters, geschrieben in Geheimschrift. Meine Mutter konnte es übersetzen, und es kam Literatur zum Vorschein. Die Geschichte eines Außenseiters. Ed. Hauswirth hat mich damals sehr ermutigt, mich künstlerisch damit auseinanderzusetzen.

Für Teil 2 habe ich nach weiterem Material über meine Herkunft gesucht und bin auf meine beiden Großtanten gestoßen. Sie sind in den 20er Jahren mittellos vom Pinzgau nach Wien gegangen um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Ich habe nach einer weiblichen Erzählung gesucht, aber nur wenig gefunden. Das Stück beschäftigt sich mit meinem Wunsch nach einem Role Model.

Teil 3 ist für mich das persönlichste Stück, weil es ums Loslassen eines Ortes geht, der mir immer noch viel bedeutet – Mein Elternhaus im Pinzgau, das ja auch Ausgangspunkt für die gesamte Trilogie war. Die Performance erzählt vom mich Abarbeiten daran, dass Vieles, das mir lieb war und ist, nicht mehr konkret vorhanden ist. Es gibt nur noch die Erinnerung. Ein Prozess den viele kennen.

In "TESTAMENT. Oder: Was bleibt?" trittst Du Dein Erbe an. Birgt es Herausforderungen für den Kreationsprozess, dieses Erinnern nah an den Gefühlen?

Ja, mein materielles Erbe und mein immaterielles Erbe. Fürs Ausloten, welche Erinnerungen und Aspekte auch für ein Publikum von Interesse sein könnten, und welche eher ins Private gehören, braucht es Blicke von außen. Diesen Prozess in der Zusammenarbeit mit dem Team finde ich spannend und teilweise auch überraschend.  

Es ist die dritte Zusammenarbeit mit dem Regisseur Ed. Hauswirth, aber auch mit Musiker Florian Kmet. In den vorangehenden Stücken haben wir ebenfalls mit biografischem Material gearbeitet. Ich weiß, dass meine Geschichte hier gut aufgehoben ist. Den Blick von außen nehme ich als Halt und Inspiration im Prozess wahr.

Im Ankündigungstext heißt es, die Aufführung wird von einer "fiktiven Platten­präsentation" gerahmt. Wie kamst Du auf dieses Format - und, ohne zu viel verraten zu wollen, - was darf sich das Publikum erwarten?

Jedenfalls Musik! Und vielleicht einen Raum, sich selbst zu erinnern. Das würde mich freuen.

Die Idee mit der performativen Albumpräsentation kam von Ed. Hauswirth. Durch diese Rahmung ergeben sich freiere dramaturgische Möglichkeiten als bei einem klassischen Theaterformat. Unterschiedliche Erinnerungen haben unterschiedliche Emotionen, Atmosphären, Sprachen und Sounds – in einem Album können sie ganz selbstverständlich nebeneinanderstehen.

Die Fragen stellte Esther Holland-Merten.