Drei Fragen an Regisseurin Mirja Biel

Liebe Mirja, ich kann mich noch erinnern, dass wir auf der Suche nach einem Thema, einem Stoff, einem Theatertext viele verschiedene Texte umkreist haben. Was war es, dass dich dann letztendlich so sehr an den Roman „Im Menschen muss alles herrlich sein“ von Sasha Marianna Salzmann hat glauben lassen, dass er unbedingt auf die Bühne muss?

Ich glaube, dass Theater gar nicht genug Geschichten aus unterschiedlichen Lebensrealitäten von Menschen erzählen kann. In Sasha Marianna Salzmanns Roman hat mich bereits beim Lesen fasziniert, wie lebendig erlebbar ist, wie politische Systeme Spuren in Menschen hinterlassen, die in veränderten Verhältnissen nicht mehr zu vermitteln sind. Im Mittelpunkt des Romans stehen die Biografien zweier Frauen mit einer Migrationsgeschichte aus der Ukraine als Teil der ehemaligen Sowjetunion, die nun in Deutschland leben. Ihre Geschichte erzählend beschreibt Salzmann Verletzungen und Narben, die der Verlust von Heimat und die Anpassung an sich verändernde Lebensumstände bei Menschen hinterlässt.

© Matthias Nebel

Es gibt bereits mehrere Bearbeitungen des Romans, die auf deutschen Bühnen ihre Premiere erlebt haben. Für dich war von Anfang an klar, dass es eine rein weibliche Besetzung sein soll, die den Abend spielt. Wie bist du zu dieser Entscheidung gekommen?

Mich haben von Anfang an die Unmöglichkeit von Begegnung zwischen den Generationen interessiert. Mütter und Töchter leiden im Roman an einer Art Sprachlosigkeit, weil man das eigene Leben der jeweils anderen nicht vermitteln kann. Das alte politische System, seine gesellschaftlichen Bedingungen, Entscheidungen, die getroffen worden bis hin zu Lebenslügen, stehen zwischen den Figuren, die sich immer weiter voneinander entfernt haben. Diese Linien in Familien und zwischen den Generationen wollten wir mit der Erzählperspektive einer rein weiblichen Besetzung noch verstärken.

Und wie habt ihr Euch der Bearbeitung des Romans genähert? Gab es eine Idee, der ihr gefolgt seid? Einen Erzählstrang? Was war der Fokus innerhalb der Erstellung der Fassung?

Nach der Entscheidung für vier Frauen, die den Abend erzählen, ergab sich der Rest ein bisschen von alleine. Oft sind es die Männer, die die Geschichte der Frauen beeinflussen, diese aber nicht weiter begleiten, wie z.B. mit der ungewollten Schwangerschaft von Lena. Beim Erstellen der Fassung haben wir uns also gefragt: Welches Erleben, welche Ereignisse waren für die Frauen der Müttergeneration entscheidend? Welche anderen Erzählstimmen brauchen wir noch? Und wie verknüpft man die erzählte Vergangenheit in der Erzählung mit dem Heute, also den jetzigen Lebensverhältnissen und den Verhältnissen zu den Töchtern?

Die Fragen stellte: Esther Holland-Merten